Sonnenfinsternis - Der Prophet (saws) pflegte dabei zu beten.
Sonnenfinsternis – Der Prophet (saws) pflegte dabei zu beten.

Am Freitagvormittag erwarten weite Teile Europas eine partielle Sonnenfinsternis. Vielerorts in der Schweiz lässt sich das Spektakel gut mitverfolgen. Zeit, um eine seltene Sunna in Erinnerung zu rufen und sogleich zu praktizieren.

Von 

Diesen Freitag, 20. März zwischen 09:26 und 11:46 Uhr verschwindet die Sonne teilweise hinter dem Mond. In Zürich beispielsweise soll das ganze Phänomen zwei Stunden und 20 Minuten dauern. Zu dieser Tageszeit wird die Sonne im Südosten stehen, wenn plötzlich von rechts (Westen) nach links (Osten) ein schwarzer Punkt vor der Sonnenscheibe durchwandert. Die maximale Finsternis wird um 10:34 Uhr mit einer Abdeckung von 75 Prozent erwartet.

Dies ist die Gelegenheit an das in Vergessenheit geratene Gebet der Eklipse – Salat-al-Kusuf – zu erinnern. Es herrscht unter den islamischen Gelehrten aller Rechtschulen Konsens, dass dieses Gebet eine stark empfohlene Tradition (Sunna) des Propheten (saws) darstellt und es jedem Muslim nach Möglichkeit angeraten ist, dieses zu verrichten.

In der vorislamischen Ära glaubten die meisten Araber, dass eine Sonnen- oder Mondfinsternis ein Zeichen für die Geburt oder den Tod einer wichtigen Person sei. Als Ibrahim der Sohn des Propheten Muhammad (saws) im Kindesalter in Medina starb, fand zeitgleich eine Sonnenfinsternis statt. Die Menschen in Medina glaubten, diese Finsternis habe einen Zusammenhang mit seinem Tod. Als der Gesandte Allahs (saws) dies vernahm, reagierte er darauf: «Die Sonne und der Mond sind Zeichen Allahs. Keine Finsternis hängt mit der Geburt oder dem Tod von irgendjemandem zusammen. Wenn ihr dies seht, dann eilt zum Gebet und gedenkt Allah.»[1] So führte der Gesandte (saws) dieses freiwillige Gebet während einer Eklipse ein.

srf_eklipseWie wird Salat al-Kusuf verrichtet?

Laut den Überlieferungen von Abdullah ibn Abbas, Aisha, Ubay ibn Ka’ab, Abdullah b. Amr b. al-As und Abu Musa al-Ashari (raa) pflegte der Gesandte (saws) bei einer Finsternis zwei Gebetseinheiten (raka’at) in der Gemeinschaft zu beten. Das spezielle an diesem Gebet ist, dass er die Verbeugung (ruku‘) in jeder der beiden Gebetseinheiten zweimal wiederholte und dabei jedes Mal die Sura al-Fatiha sowie eine weitere Sure las. Er verblieb länger in den Positionen der Verbeugung und der Niederwerfung als gewohnt und verkürzte das Sitzen zwischen den Niederwerfungen.[2] Die malikitische, shafi’itische und hanbalitische Rechtschulen tradieren diese Version der Kusuf-Gebetsverrichtung.

Dabei ist das Rezitieren der al-Fatiha vor jeder ruku‘ Pflicht, eine weitere Sure ist frei zu wählen. Die Rezitation darf deutlich hörbar sein, dies ist laut Bukhari empfehlenswert, jedoch keine Pflicht. Das Gebet sollte nach Möglichkeit in der Gemeinschaft verrichtet, kann aber auch individuell abgehalten werden.

Laut der hanafitischen Rechtsschule wird dieses Gebet in zwei üblichen Gebetseinheiten verrichtet, genau wie das Freitagsgebet. Diese Version beruht auf der Überlieferung von Nu’man ibn Bashir, der berichtete, dass der Gesandte (saws) das Salat ul-Kusuf in zwei normalen raka’at abgehalten habe.[3]

Wann findet dieses Gebet statt?

Das Gebet kann nur während der Finsternis verrichtet werden. Der Zeitraum zur Gebetsverrichtung erstreckt sich also von Beginn der Finsternis bis zu ihrem Ende. Davor und danach ist das Gebet ungültig. Die Länge des Gebets ist in der Tradition des Propheten (saws) nicht festgelegt worden. Es wird überliefert, dass er längere Suren rezitierte und das Gebet anhielt bis die Finsternis vorüber war, daraus wurden jedoch keine vorgeschriebene Gebetslängen abgeleitet und auch nicht angeordnet.

Was kann ausser dem Gebet getan werden?

Der Prophet (saws) pflegte es laut der Aussage von Aisha (ra) eine kurze ermahnende Ansprache an die anwesende Gemeinschaft zu richten.[4] Wenn ein Imam das Gebet in der Gemeinschaft leitet, kann er sich in einer kurzen Ansprache an die Gemeinschaft wenden.
Während der Finsternis sollte man Allah gedenken, den takbir[5] vermehrt aussprechen, um Vergebung bitten, Bittgebete sprechen und Almosen geben. Dies sind alles Handlungen, die durch den Propheten (saws) empfohlen wurden.

Der Gesandte (saws) sagte: «Wenn ihr dies (die Finsternis) seht, dann gedenkt Allah (dhikr), sprecht Bittgebete (dua‘) und verlangt nach Vergebung (istighfar).»[6] in einer ähnlichen Überlieferung spricht er die takbirat und das Spenden an: «(…)wenn ihr diese Zeichen (Finsternis) seht, dann sprecht Bittgebete, sprecht den takbir (kabbiru), spendet und betet.»[8]

[1] Überliefert von Ibn Masud Al-Ansari in Bukhari und Muslim.
[2] Bukhari, Kitab Al-Djumua‘ und Muslim, Kitab al-Kusuf.
[3] Ahmad und Nasa’i.
[4] Bukhari und Muslim.
[5] Takbir: gemeint ist das häufige Aussprechen von Allahu akbar.
[6] Bukhari in Kitab Al-kusuf, Bab dhikr fi al-kusuf und Muslim, Kitab Al-Kusuf, bab dhikr alnida bisalat al-kusuf.
[7] Bukhari in Kitab Al-kusuf, Bab al-sadaqa fi al-kusuf und Muslim, Kitab Al-Kusuf, bab salat al-kusuf.

Loading

Aktuellste Artikel

Veröffentlicht am: 19. März 2015
Artikel bewerten 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (3 Stimmen)
Loading...

Schlüsselwörter

Ähnliche Artikel

Kein Beitrag vorhanden .