Kommuniqué 15012010-0006

Bern, 15.1.2010 / 29. Muharram, 1431

(qi) Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) informierte heute Morgen in Bern im Hotel Bellevue Palace die Schweizer Öffentlichkeit über Gründungsmotive, die Organisation und seine Ziele. Die Veranstaltung wurde durch einen Abschnitt aus dem Heiligen Qur’an (Surat Maryam: 19,16-36) eingeleitet. Danach referierte Präsident, Nicolas Blancho, zunächst über die Motive und Hintergründe, welche zur Gründung des IZRS geführt haben. Die dringende Notwendigkeit auf den anti-islamischen Diskurs zu reagieren, sei im Schlepptau der ausufernden Debatte rund um die Minarettinitiative vielen Schweizer Muslimen klar geworden. Als Direktbetroffene wollen sie die Debatte nicht mehr länger passiv hinnehmen, sondern zukünftig als handelnde Subjekte aktiv teilnehmen.

Keine Konkurrenz zu bestehenden Dachverbänden

Herr Blancho verdeutlichte, dass sich der IZRS nicht als Konkurrent zu den bestehenden islamischen Dachverbänden versteht, sondern als Ergänzung, wobei Bereiche abgedeckt werden, die bisher in der Schweiz noch nicht konsequent und strukturiert berücksichtigt worden sind. Ausserdem vertritt und koordiniert der IZRS nicht Moscheen oder Vereine, sondern Individuen. Er versteht sich explizit als „erste islamische Basisorganisation der Schweiz“.

Zahlen, Organisation, Finanzierung

Qaasim Illi, Leiter des Bereichs Public Relations und Information, erläuterte die Organisationsform des IZRS, nannte die aktuellen Mitgliederzahlen und erklärte, woher der Verein seine finanziellen Mittel schöpft. Seit Beginn der Einschreibphase, Anfang Dezember 2009, wurden etwas über 500 Passivmitglieder gesammelt, wobei die Tendenz bis auf weiteres steil nach oben zeigt. Passivmitglieder sind für die Legitimation des IZRS ausschlaggebend. Das Ziel ist es, bis Ende 2011 10’000 Mitglieder zu sammeln und damit zur grössten islamischen Organisation der Schweiz zu werden. Auf eine Frage aus dem Publikum erklärte Herr Illi, dass der Verein nicht aus dem Ausland finanziert wird, sondern durch Zuwendungen und Mitgliederbeiträge aus dem Inland. Man müsse verstehen, dass der Wille unter Muslimen, ein solches Projekt zu tragen, im Nachgang an die Minarettinitiative eher zugenommen habe.

Grosser Konsens über Ziele bei Gründungsversammlung

Ohne Gegenstimme wurden die Statuten am 25.10.2009 von der GV beschlossen. Es herrschte grosse Einigkeit über die Ziele des Zentralrats. Im Vordergrund steht das Drei-Stufen-Modell „Islam in der Schweiz“. In der ersten Stufe konstituiert sich der Zentralrat und erwirbt sich durch seine alltäglichen Aktivitäten bei den Schweizer Muslimen Legitimation. Legitimation drückt sich vor allem durch die Anzahl passiver Mitglieder aus. In der zweiten Stufe wird der Islam in der Schweiz „institutionalisiert“. Damit meint der IZRS vor allem den Aufbau eines Islam-Fatwa-Rats, sowie islamischer Schulen. Gleichzeitig strebt er im Hinblick auf die dritte Stufe die Föderalisierung seiner Strukturen an. In der dritten Stufe soll sich „ein islamisches Selbstverständnis in der Schweizer Gesellschaft“ etablieren. Erst wenn sich also der Islam in der Schweiz zu verankern begonnen hat, macht es aus unserer Perspektive Sinn, über die öffentlich-rechtliche Anerkennung in den Kantonen zu diskutieren.

Aktivitäten: Informationsoffensive

Der IZRS befindet sich am Anfang einer regelrechten Informationsoffensive, um das stereotype und teils massiv entstellte Islambild in der Schweiz sukzessive abzutragen und beim Aufzeichnen eines neuen Bildes teilzunehmen.

So präsentierte Herr Illi heute Morgen das Projekt: „Islam-Infoline“. Es handelt sich dabei um eine über VoIP eingerichtete Telefonnummer (033 533 39 30), die nebst Institutionen, wie Schulen und Migrationsbehörden auch Privatpersonen dreimal wöchentlich Auskunft über alle Fragen im Zusammenhang mit dem Islam gibt. Die „Islam-Infoline“ wird am kommenden Montag ab 19.00 Uhr zum ersten Mal in Betrieb genommen.

Daneben erweitert der IZRS seine Aktivitäten im Bereich der Infostände, die zurzeit erst in Bern, Thun und Basel regelmässig stattfinden. Infostände dienen der Verbreitung von kostenfreien Broschüren über den Islam und dem direkten Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit Vertretern unserer Organisation. Dabei werden nebst theologischen Fragen oft auch aktuelle Themen, wie Gewalt, Demokratie und Menschenrechte diskutiert. Wir sehen in den Infoständen ein bewährtes Mittel, verbreiteten Ängsten durch direkten Kontakt mit der Gesamtbevölkerung entgegenzutreten.

Im Bereich des Seminarwesens geht es uns darum, der muslimischen Jugend einen Rahmen zu geben, indem sie sich einerseits über normative Inhalte des Islams weiterbilden und austauschen kann, anderseits aber auch für ein Verständnis des hiesigen Kontexts geworben wird. Seminare haben ganz allgemein das Ziel, der muslimischen Jugend die Vereinbarkeit von islamischer Normativität (iN) und Schweizer Gesellschaftsordnung aufzuzeigen, bei gleichzeitiger Sensibilisierung für die heute weit verbreiteten Ängste vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Frauensektion geplant

Der IZRS verfügt gegenwärtig im Bereich der Passivmitglieder über mehr als 20% Frauen. Diesen Anteil möchten wir selbstverständlich weiter ausbauen. Im aktiven Bereich ist eine Frauensektion geplant. Diese wird sich jedoch auf Ebene der laufenden Aktivitäten weitestgehend selbstständig verwalten und um der im Islam verbotenen Mischung der Geschlechter auszuweichen, werden Männer und Frauen bei den GV’s oder anderen Veranstaltungen jeweils räumlich getrennt, jedoch über einen Videolink verbunden, tagen.

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Veröffentlicht am: 15. Januar 2010
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