Muslimische Gräber bleiben auch in naher Zukunft ein frommer Wunsch
Muslimische Gräber bleiben auch in naher Zukunft ein frommer Wunsch

In Schlieren stimmt der Stadtrat der Schaffung muslimischer Grabfelder zu. In Dietikon hingegen ignoriert man das Anliegen der muslimischen Bürger weiter.

(ni) Vor über einem Jahr wurden in Schlieren und Dietikon Gesuche für die Schaffung muslimischer Grabfelder eingereicht. Obwohl in beiden Städten der Anteil muslimischer Einwohner etwa gleich hoch ist, haben die Stadträte unterschiedlich entschieden.

Der Schlieremer Stadtrat möchte ab dem Frühjahr 2014 seinen muslimischen Bürgern ein würdiges Begräbnis ermöglichen. Damit die neuen Grabfelder umgesetzt werden können, muss noch das Parlament zustimmen. Dort dürfte das Thema für Diskussionen sorgen, da die SVP ihr Missfallen bei vergangenen Debatten zu diesem Thema bereits zum Ausdruck brachte.

In Dietikon wurden bereits mehrere Vorstösse unternommen, welche den hier ansässigen Muslimen eine ihrem Kultus entsprechende Totenruhe ermöglichen sollten. Doch auch heute beantwortet der Stadtrat das Begeheren negativ. «Bisher sah der Stadtrat davon ab, Grabfelder für Muslime auszuscheiden», erklärt Stadtpräsident Otto Müller auf Anfrage. «Der Stadtrat erachtet es als grosse Errungenschaft, dass Verstorbene aller Religionen gemeinsam und nicht getrennt, die letzte Ruhe finden können», erklärt Müller. Dass dabei jedoch der islamische Kultus nicht eingehalten werden kann, wie zum Beispiel, dass die Gräber nach Mekka ausgerichtet sind, ist bekannt. Schweizer Friedhöfe seien in der Regel christlich geprägt, bestätigt der Stadtrat in seiner Stellungnahme.

Die Stadt Dietikon werde jedoch nochmals das Gespräch mit der Gesellschaft für Minderheiten in der Schweiz suchen, deren Präsident der Dietiker alt Regierungsrat Markus Notter ist. Notter setzt sich seit mehreren Jahren für die Schaffung muslimischer Grabfelder ein. Er selbst findet das Thema eigentlich gar «nicht kompliziert und überbewertet».

Im Kanton Zürich, dem bevölkerungsreichsten Kanton in der Schweiz, gibt es bis anhin lediglich zwei muslimische Grabfelder. Während sich die Einwanderer der ersten Generation oft wünschen, in ihrem Heimatland beerdigt zu werden, bevorzugen ihre Nachkommen eine Grabstätte in der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind und sich heimisch fühlen. Ebenso bieten die Grabfelder die Möglichkeit für Konvertiten sich nach dem islamischen Ritus bestatten zu lassen.

Die Stadt Zürich bietet seit 2004 den Muslimen eine Bestattung nach islamischem Kultus. Seit 2011 hat auch die Stadt Winterthur die Notwendigkeit einer islamischen Bestattung eingesehen und den Grundstein für muslimische Grabfelder gelegt.

Quelle: Anders als Schlieren will Dietikon kein Grabfeld – die Muslime zeigen Geduld.

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