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20 Minuten: «Abraham hatte seinen Sohn als Zeichen des Gehorsams gegenüber Gott geopfert.»
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16.10.2013

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20 Minuten: «Abraham hatte seinen Sohn als Zeichen des Gehorsams gegenüber Gott geopfert.»

Bei «20 Minuten» geht der Ramadan gestern zu Ende und Muslime feiern nun gerade das Fest des Fastenbrechens. Und zum Glück folgen sie Abraham nicht wortgetreu, der ja einst seinen Sohn geschlachtet hatte... Drei Fehler in drei Sätzen: Ein neuer journalistischer Tiefpunkt?
(qi) Dass die Schweizer Presseschaffenden in Sachen Islam grosse Wissenslücken aufweisen, wird uns nicht nur aus der täglichen Erfahrung klar, sondern auch Medienwissenschaftler Kurt Imhof wies wiederholt darauf hin. Freilich gibt es auch Unterschiede je nach Besitzverhältnissen, Weltanschauung und Format. Und dass man themenunabhängig nicht alles glauben darf, was in den Medien als ‚Tatsche' verkauft wird, weiss man spätestens dann, wenn man schon mal über sich selbst in der Zeitung gelesen hat. Dass eine Pendlerzeitung wie «20 Minuten» dazu neigt, Tatsachen verkürzt darzustellen, ist natürlich Teil des Programms. Dass sie jedoch in drei Sätzen drei total falsche Informationen verpackt, ist auch für «20 Minuten» ein neuer Tiefpunkt. Bereits der Titel ist völliger Unfug. In der Ausgabe von heute Mittwoch heisst es auf den Seiten zwei und drei: «Auf die Fasten- folgt die Freudenzeit» «Ramallah – Palästinensische Kinder fahren Karussell. Der Grund: Der Ramadan ist seit gestern offiziell vorbei und das Fest des Fastenbrechens hat begonnen. Während der nächsten Tage wird weltweit Vieh getötet, um die Bereitschaft des Propheten Abraham zu würdigen, der seinen Sohn als Zeichen seines Gehorsams gegenüber Gott geopfert hatte.» 20min_fastenzeit Ramadan ging bereits hochoffiziell am Abend des 7. August zu Ende, worauf das Fest des Fastenbrechens folgte. Was gestern weltweit gefeiert wurde, ist das zweite grosse Fest des Islams: das Opferfest. Der Texter hat aber offenbar auch von der biblischen Tradition keine Ahnung. Sonst hätte er stutzig werden müssen. Abraham hat natürlich seinen Sohn nicht geopfert, sondern eben nur die Bereitschaft dazu gezeigt. Die Quintessenz des ganzen Opferfests ist es aber gerade, dass Gott ihm dieses grosse Opfer erlassen hat und ihm stattdessen erlaubte ein Schaf zu schlachten. Darum schlachten in den nächsten Tagen Muslime weltweit Vieh, um eben diesem Ersatzopfer zu gedenken. Kein Wunder, denken die meisten Schweizerinnen und Schweizer, dass es sich beim Islam um irgendeinen unzivilisierten Kult handelt, wenn Sie andauernd mit völlig verdrehten Informationen wie diesen bombardiert werden. Eine Korrektur zu verlangen ist angesichts der vielen neuen (Des)-Informationen, die morgen Donnerstag auf Verbreitung warten, reinste Zeitverschwendung. Es lebe der Qualitätsjournalismus! Nachtrag, 17.10.2013: Entgegen aller Erwartungen des Autors hat die Pendlerzeitung «20 Minuten» den Fehler nun doch auf Seite zwei prominent korrigiert. Dies sicher nicht zuletzt auch wegen euren zahlreichen Zuschriften. Vielen Dank. 20min_Korrigendum


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20 Minuten

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