Bern, 03.06.2010

Tessiner Muslime dürfen an die Via Monte Boglia in Lugano ziehen. Vor rund einem Jahr publizierte die ansässige islamische Gemeinschaft den geplanten Umzug. Die Stadtregierung von Lugano gab nun grünes Licht für die Umnutzung eines existierenden Gebäudes als Moschee. Bekannt wurde der Plan, nachdem die Lega dei Ticinesi angekündigt hatte, „alle Hebel in Bewegung zu setzen“, um die Eröffnung des neuen Gotteshaus zu verhindern.

Ob sich die Lega wegen der unmittelbaren Nähe des neuen Moscheestandorts zu ihrer Parteizentrale provoziert fühlt oder ob eine Moschee an sich als Provokation wahrgenommen wird, ist aufgrund der Argumentation im diesbezüglichen Kommuniqué nicht klar. Schliesslich kämpfte die Lega an vorderster Front für ein Minarett-Verbot. Lega-Präsident Giuliano Bignasca forderte die islamische Gemeinschaft auf, einen alternativen Standort für ihr geplantes Kultzentrum zu suchen: „Die Anwohner in der Via Monte Boglia wollen keine Moschee“, schrieb der Bauunternehmer Bignasca im Lega-Blatt „il Mattino“.

Doch die Stadtregierung ging darauf nicht ein. Die Pläne der islamischen Gemeinschaft erfüllten sämtliche Auflagen des Zonenplans, so das Municipio. Daher gebe es keinen Grund, das Bauprojekt nicht zu bewilligen.

Dies sieht die Lega anders. Christen praktizierten schliesslich ihre Kulte auch nicht in Wohnhäusern, schrieb die Partei in einem Kommuniqué. Die Lega werde sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen, um den „unglücklichen Entscheid der Stadtregierung“ zu revidieren. Den Muslimen warf die Lega Engstirnigkeit vor: „Sie wollen sich um jeden Preis dort niederlassen, wo sie absolut nicht willkommen sind.“ Andere Standorte würden sie ablehnen. Dies sei ein Zeichen von mangelndem Integrationswillen.

Die Tessiner Muslime hatten sich in den letzten 17 Jahren jeweils in der Via Maggio 21 im Luganeser Stadtteil Cassarate zum Gebet getroffen. Die dortigen Räumlichkeiten mussten sie eigenen Angaben zufolge verlassen, weil der Besitzer Eigengebrauch geltend machte.

Quelle: Lega dei Ticinesi fühlt sich provoziert, Biler Tagblatt (SDA), 03.06.2010.

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