Bern, 29.06.2010

(qi) Alfred Donath, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) ist gemäss diversen Agenturmeldungen vergangene Nacht 78-jährig verstorben. Er präsidierte die Institution von 2000 bis 2008.

«Sein Wirken im SIG während insgesamt eines Vierteljahrhunderts sowie sein mutiger Einsatz für die Anliegen der jüdischen Gemeinschaft und für den interreligiösen Dialog bleiben unvergessen», verlautete am Dienstag beim SIG.

«Bescheidenheit, Optimismus, respektvoller Umgang mit Menschen, Weltoffenheit und Herzlichkeit zeichneten ihn aus», schrieb der SIG weiter. «Er wird für uns alle ein Vorbild bleiben.»

Unerwartet gestorben

Der Tod Alfred Donaths kommt auch für Herbert Winter, amtierender Präsident des SIG, völlig unerwartet. Entsprechend dem jüdischen Ritus werde Donath voraussichtlich noch am Dienstag beerdigt.

Donath wurde 1932 in Yverdon als Sohn eines Rabbiners geboren. Er studierte Medizin in den USA und in Bern und spezialisierte sich zunächst als Kinderarzt, dann auf Nuklearmedizin. Am Universitätsspital Genf machte er Karriere als Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin und wurde schliesslich Uni-Vizerektor. Ausserdem fungierte er als Berater der Bundesbehörden in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien.

Sowohl in der jüdischen Gemeinde Genf wie auch im des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) stieg er zu einem leitenden Mitglied auf. 2000 übernahm er als Nachfolger das Präsidentenamt von Rolf Bloch.

Konflikt mit dem Jüdischen Weltkongress

Dontah lieferte sich 2004 eine heftige Kontroverse mit dem WJC, dem Dachverband der jüdischen Organisationen wegen finanziellen Unregelmässigkeiten. Er forderte 2004 u.a. eine Überprüfung Schweizer WJC-Konten, was ihm heftige Kritik von Spitzenfunktionär Israel Singer eintrug.

Nachdem 2007 zunächst Singer von seinem Posten beim WJC und 2008 Donath als Präsident beim SIG zurückgetreten waren, gelang es Herbert Winter auf eine «definitive Versöhnung» mit dem Weltverband hinzuarbeiten.

Gegen das Minarettverbot

Das Minarettverbot lehnte der ehemalige SIG Präsident deutlich ab. Weder trage es zur Integration der Muslime bei noch deuteten die Sakralbauten einen Machtanspruch des Islams an, sagte Donath in einem Interview mit der NZZ 2008.

Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrates Schweiz (IZRS), zeigte sich auf Anfrage betroffen über die unerwartete Nachricht und drückt der Familie Donath sowie dem SIG „sein aufrichtiges Beileid“ aus.

Quelle: Alfred Donath ist gestorben, in NZZ Online, 29.06.2010.

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