Der Basler Kurt Pelda treibt ein undurchsichtiges Spiel. Offiziell seit Februar 2017 als Journalist beim Tagesanzeiger tätig, pflegt er Kontakte zu fragwürdigen Kreisen und vertritt zunehmend islamfeindliche Positionen. Vor diesem Hintergrund ist auch sein jüngster Angriff auf den IZRS zu bewerten.
Bild: Twitter/ @kurtpelda bei YPG in Syrien
Von Abdel Azziz Qaasim Illi | @qaasimilli folgen |
Kurt Pelda, der ehemalige Weltwoche-Journalist und Kriegsreporter, arbeitet seit Februar 2017 beim Tagesanzeiger. Seither hat sich sein publizistischer Fokus stark verengt. Weg von der Lage in Syrien, weg von der regimekritischen Berichterstattung – ob er damit beim TA an der falschen Adresse wäre? – hin zu einem aggressiven, um nicht zu sagen versessenen Aktivismus gegen islamische Gemeinschaften in der Schweiz. Innerhalb von nur zehn Monaten verfasste er meist allein oder mit seinem Kollegen Thomas Knellwolf rund 54 Artikel wovon 51 sich mit dem Islam in der Schweiz beschäftigen und dies stets mit Bezug zu «Islamisten», «Erdogan» oder zum Terrorismus. Kein einziger Artikel stellt den Islam oder Muslime in der Schweiz oder im Ausland in positivem Licht dar. Keine Frage, ein guter Journalist zeichnet sich durch seinen kritischen Umgang mit Fakten aus. Um Schonung einer grossmehrheitlich zu Unrecht marginalisierten Minderheit zu ersuchen erscheint aus journalistischer Perspektive als vermessener Eingriff ins Metier. Dennoch fällt im Falle Pelda auf, mit welcher Versessenheit er sich gegen verschiedene Akteure eines sagen wir mal konservativen islamischen Spektrums stellt und dies mit Methoden, die für schweizerische Verhältnisse als eher unorthodox einzustufen sind. So scheut er sich nicht, sich selbst im Milieu vermeintlicher IS-Anhänger als IS-Sympathisant auszugeben und gar seine Bereitschaft den IS durch eine Spende zu unterstützen kundzutun, wie er im SRF Club am 30. Juni 2015 einer verblüfften Runde gestand. Auch ist bekannt, dass Pelda in den letzten zwei Jahren bei verschiedenen Gelegenheiten Informanten angeheuert hat, welche sich zum Teil gesetzwidrigen Mitteln wie etwa der Mitschneidung von privaten Unterhaltungen bedienten, um an ihre Informationen heranzukommen. Während er gerne mit dem Zeigefinger etwa auf Naim Cherni zeigt, der in Syrien u.a. ein exklusives Interview mit dem geistigen Führer der einstigen Jaysh al-Fath Dr. Abdullah al-Muhaysini führte, redet er nicht gerne über seine PKK/YPG-Kanäle, ohne die er kaum jemals über türkisches Territorium nach Nordsyrien hätte einreisen können. Nun, würde man sagen, scheint dies das kleinere Übel ob der drohenden Gefahr von Anschlägen durch IS-Anhänger und dergleichen. Schaut man sich die Ergebnisse Peldas Recherchen jedoch etwas genauer an, so fällt bald auf, dass der Informationsgehalt sehr oft ausgesprochen dünn ausfällt. Vieles ist entweder längst durch andere Journalisten publik gemacht worden oder wird absichtlich so zugespitzt dargestellt, dass der Eindruck eines gefährlichen kohärenten Zusammenhangs entsteht. In Bezug auf seine angeblich letzte Syrienreise im November 2015 steht der Verdacht im Raum, dass er selbst etwa gar nicht vor Ort war. In der Türkei jedenfalls gilt der Basler wegen seiner Nähe zur PKK/YPG, wie eine sichere Quelle zu berichten weiss, seit Ende 2015 als persona non grata und in den vom syrischen Diktator al-Asad kontrollierten Gebieten droht ihm die Vollstreckung mindestens eines Haftbefehls wegen «Unterstützung terroristischer Gruppen».
Derweil fällt auf, dass Pelda auf einem schmalen Grat zwischen Journalismus und Aktivismus wandert. Hätten wir es bei Pelda tatsächlich mit einem Journalisten im klassischen Sinne zu tun, würde er wohl seinen Arbeitsplatz lieber hinter als vor der Kamera verorten. Doch ein Blick auf Peldas öffentliche Auftritte seit 2015 zeigt ein sehr ambivalentes Bild. Gerne lässt er sich als Experte für alle möglichen Konflikte in Nordafrika oder Syrien oder auch als Terrorexperte vorstellen. Dabei diskutiert er nicht nur, wie es akademische Experten üblicherweise handhaben, über seine Erkenntnisse, sondern weiss stets seine durchwegs normativ geprägten Ansichten einzuflechten. Im Talk-Täglich vom 26. November 2015 prägte er den nicht ganz lupenreinen Begriff der «Salafisten-Bärte» und in der Arena vom 17. März 2017 redete er willkürlichen Massnahmen gegen Qur‘ân-Verteiler das Wort: «Ich finde es gar nicht so schlecht, wie jetzt gewisse Gemeinden, z.B. Genf aber auch andere ohne grosses Aufsehen einfach sagen, wir geben euch diese Bewilligung nicht. Natürlich darf man den Quran verteilen. Man darf die Bibel verteilen, aber es gibt gewisse Leute, die will man vielleicht lieber nicht auf einem Marktplatz haben und mit dem Vorwand der Religionsfreiheit zu werben für Terrororganisationen.»
Neben einer unverkennbaren Abneigung gegen das konservative Spektrum des Islams, gibt es bei Pelda eine noch kaum beleuchtete aber zunehmend zutage tretende Affinität zu Akteurinnen und Akteuren, die sich den Kampf gegen konservative Muslime, Islamisten und Islamverbände auf die Flagge geschrieben haben. So liket und verbreitet Pelda via Twitter immer wieder Nachrichten von Elham Manea, Saida-Keller Messahli oder Kacem el-Ghazali. Auch scheint es eine enge Verbindung zur Facebook-Plattform «Stopp IZRS» zu geben. Zumindest werden Peldas Artikel und öffentliche Stellungnahmen dort teilweise wenige Minuten nach ihrer Publikation geteilt und wohlwollend kommentiert. Auch andersherum funktioniert die Interaktion: zweifelhafte Behauptungen, angeblich entlarvende Posts von «Islamisten» werden zunächst auf «Stopp IZRS» publiziert und dann nicht selten von Pelda aufgegriffen. Die Indizienliste könnte noch weitergeführt werden.
Tatsächlich zeigt Pelda auch im aktuellen Artikel weniger journalistisches Geschick als ira et studio im Kampf gegen den IZRS. Ob dies mit seinem etwas lauen Auftritt im Tele Bärn von letzter Woche zusammenhängt, lässt sich nur erahnen. Jedenfalls operiert er nicht anders als in der Vergangenheit mit den bekannten Stilmitteln der eklektizistischen Anreicherung einzelner Tatsachen – vermischt mit Mutmassungen und überspitzen Darstellungen.
Da der IZRS aufgrund der oben genannten tendenziösen Züge und Kurt Peldas erklärtem Ziel, den IZRS verbieten zu lassen, in ihm weniger einen Journalisten als einen islamophoben Aktivisten erkennt, verzichtet er grundsätzlich darauf, seine Anfragen zu beantworten. Im Folgenden eine summarische Stellungnahme zu den konkreten – im Übrigen – alten Vorhaltungen.
Die Vereine
Dass IZRS Mitglieder mit muslimischen Akteuren etwa im arabischen Golf persönliche sowie vereinstechnische Beziehungen pflegen, ist kein Geheimnis und wurde bereits 2015 durch die «Schweiz am Sonntag» publik gemacht. Ein Blick ins frei zugängliche Handelsregister erlaubt es jedem, sich davon ein Bild zu machen. Vereine und damit verbunden Konti zu eröffnen, ist gerade hier im Land der Vereine ein wohl urdemokratischer Akt, den man nur Muslimen zum Vorwurf machen kann.
US-Terrorlisten
Nicolas Blancho sieht in den US-Terrorlisten ein rein politisches Instrument zur Diffamierung und später auch zur aussergerichtlichen Ermordung unliebsamer Akteure. Diese Listen basieren auf keinerlei rechtsstaatlichen Grundlagen – im Gegenteil, die Ermordung durch Drohnenangriffe von Personen, die man in Washington zu Terroristen stempelt, entbehrt jeder Art von Rechtsstaatlichkeit. Die zwei genannten Personen, Abd al-Mushin al-Mutayri und al-Humaiqani, wurden erst nach der ASM-Gründung von den USA gelabelt. Beide negieren die ihnen unterstellten Vorhaltungen und bewegen sich trotz US-Labeling frei und werden durch ihre Heimatstaaten nicht behelligt – ein klares Anzeichen allgemeiner Nichtanerkennung der US-Terrorlisten.
Verherrlichung von Al-Qaida
Pelda bezieht sich wohl auf Posts, die auf der fragwürdigen «Stopp IZRS» Facebook Seite publiziert wurden. Da weiterhin unklar ist, wer diese Seite zu verantworten hat, der Verdacht aber nahe liegt, dass Pelda & Saida Keller-Messahli zumindest damit zu tun haben, bleibt der journalistische Wert solcher Unterstellungen noch zu prüfen. Eine Betroffene wies in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Berichterstattung im «Blick» die Anschuldigungen als fabriziert zurück.
Twitter Aktivitäten
IZRS Mediensprecher Qaasim Illi ist Islamwissenschaftler und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der islamischen Bewegung. Diverses Schrifttum auf der Webseite des IZRS gibt Zeugnis von dieser Auseinandersetzung. Auf seinem privaten Twitter Account postet er regelmässig u.a. analytische Informationen zu aktuellen Ereignissen auch von innerhalb der islamischen Bewegung. In diesem Kontext ist auch der Tweet zu Ansâr Bayt al-Maqdis von 2014 zu lesen: «#Egypt’s Ansar Bayt al- #Maqdis releases new #Video comparing service in Army with unmoral work #انصار_بيت_المقدس»
Jihad
Auch wenn Pelda nicht müde wird, dem IZRS eine Nähe zu Gewaltextremismus nahezulegen, der IZRS weist diese haltlosen Anschuldigungen klar von sich (Vgl. auch ausführlich «Der IZRS und seine Haltung zur IS-Ideologie»). Der Jihâd in seinen diversen Ausformungen ist eine Realität des Islams, die ein Muslim genauso wenig negieren kann wie das Gebet oder die Pilgerfahrt. Stellt sich nur die Frage, was der Jihâd sei und wie er sich in welchem Kontext konkret praktizieren lasse. Der IZRS hat immer wieder betont, dass er das Recht auf Widerstand der Völker gegen Invasion, Unterdrückung und Besatzung klar anerkennt. Dies ist noch nicht einmal ein islamisches Spezifikum, sondern geht auch aus dem Völkerrecht hervor. Genauso klar und wiederholt hat sich der IZRS und insbesondere sein Präsident aber auch gegen unrechtmässige Gewaltanwendung etwa im Rahmen des Terrorismus gegen Zivilisten ausgesprochen. Wenn Muslime etwa in Syrien zu Waffen gegen ein unterdrückerisches Regime greifen, berufen sie sich früher oder später meistens auf das islamische Narrativ des Jihâds, was übrigens auch für jene FSA- und Jabha Islâmiyya Gruppen gilt, mit denen sich Pelda selbst wiederholt im Umland von Aleppo auf Achse begeben hatte. Dies ist aber keine Ausnahmeerscheinung des syrischen Konflikts. Auch Saddam Hussein und der Ayat Allah Khomeini beriefen sich wechselseitig auf den Jihâd, als sie sich im ersten Golfkrieg entgegentraten. Und so verhält es sich ausnahmslos – wo immer Muslime an die Waffen gehen, spielt das Narrativ des Jihâds früher oder später eine Rolle. So ist es dem Theologen Blancho nicht zu verübeln, dass auch er den Kampf zwischen Rebellen und Regime in Syrien dem Narrativ des Jihâds unterstellt. Pelda als selbsternannter Terrorexperte sollte dies eigentlich wissen und durchaus in der Lage sein, die meilenweiten Unterschiede zwischen einem Jihâd wie ihn der IZRS thematisiert und irgendwelchen blutrünstigen IS-Fanatikern zu erkennen.
IS-Nashid
Dem IZRS war bisher nicht bekannt, dass es sich beim monierten Nashid um eine Produktion aus den Reihen des IS handelt. Der Nashid wie viele andere seines Genres auch hat sich in den islamischen Gemeinschaften weit über die Grenzen der IS-Sympathisanten hinaus ausgebreitet, weil er melodisch gut komponiert ist und das islamische Recht als «Licht» besingt. Eine Verwendung muss wie in diesem Fall also noch lange kein verkapptes Bekenntnis zur verwerflichen Ideologie des IS beinhalten, kommt hinzu, dass in der Multimediaproduktion des IZRS niemand gut genug Arabisch spricht, um den Text gänzlich zu verstehen.
Schliesslich kommt auch kaum einer auf die Idee, die philosophischen Texten Martin Heideggers oder musikalische Werke Richards Wagners etc. wegen ihres antisemitischen – im Falle von Heideggers gar nationalsozialistischer Affinität – auf den Müllhafen der Geschichte zu verbannen.