Ein typisches Stereotyp: Das hilfsbedürftige Kopftuchmädchen
Ein typisches Stereotyp: Das hilfsbedürftige Kopftuchmädchen

Tages-Anzeiger – In der Schweiz melden sich wöchentlich Frauen bei Anlaufstellen, denen eine Zwangsheirat droht. Die Unicef will das Thema heute in Zürich in Erinnerung rufen. Auch durch Betroffene wie Serap Çileli. Frau Çieli, Sie nehmen heute in Zürich an einer Veranstaltung der Unicef teil, die auf das Thema Gewalt an Mädchen aufmerksam machen will. Mit ihrem Verein Peri helfen sie muslimischen Mädchen, denen Zwangsheirat oder gar Ehrenmord droht.

Wie weit verbreitet ist diese Thematik in westlichen Ländern im Jahr 2012 noch?

Sie ist nach wie vor weit verbreitet. Für die Schweiz gibt es keine genauen Zahlen. Wir wissen aber von Anlaufstellen für Betroffene, dass sich wöchentlich vier bis fünf Frauen melden, denen eine Zwangsheirat droht. In Deutschland gab es 2008 eine Studie zum Thema. Diese zeigte auf, dass es alleine in jenem Jahr zu 3500 Zwangsverheiratungen kam. Das jüngste Opfer war 9 Jahre alt. In den meisten Fällen betrifft es aber junge Frauen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Bevor diese erwachsen werden, sollen sie so schnell wie möglich an den Mann gebracht werden. Aus Angst, sie könnten einen falschen Weg einschlagen, der den Ehrenvorstellungen der Familie widerspricht. Sie selbst sollten in Deutschland mit 12 Jahren zum ersten Mal zwangsverheiratet werden.

Wie haben Ihre Eltern Sie damit konfrontiert?

Es war bei mir gleich wie in vielen typischen Fällen. An einem Wochenende war plötzlich eine wildfremde Familie bei uns, die wir bewirtet haben. Mir fiel schon auf, dass da neben älteren Leuten auch ein junger Mann dabei war. Als die Familie wieder ging, kam meine Mutter zu mir und informierte mich, dass ich nun verlobt sei. Mit einem Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte…

 


Artikel-Link: https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Meine-Familie-hat-mir-mit-dem-Tod-gedroht/story/19946338

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