Bern, 27.05.2011

Von Hajji Oscar A.M. Bergamin

Srbrenica_pBDer Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) nimmt mit Genugtuung zu Kenntnis, dass der serbische ex-General Ratko Mladić in Serbien verhaftet worden ist. Der IZRS hofft, dass Mladić – einer der Hauptverantwortlichen für das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs – schon bald an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag überstellt wird, so wie es die internationale Staatenordnung verlangt. Mladić wird für Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges – insbesondere im Zusammenhang mit der knapp vierjährigen Belagerung von Sarajevo mit 10‘000 Toten sowie für das Massaker von Srebrenica, wo 8372 bosnischen Männer und Jugendliche massakiert wurden –  verantwortlich gemacht. Seit nunmehr 15 Jahre wurde er vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) gesucht. Da die Umstände des Massakers von Srebrenica an 8372 Bosniern unter Führung des serbischen Generals Ratko Mladić weitgehend bekannt sind, redet der IZRS bewusst nicht von einem «mutmasslichen» Kriegsverbrecher.

Gleichzeitig möchte der IZRS daran erinnern, dass sich die meisten europäischen Länder damals schwer taten oder geweigert haben, einer Intervention zur Beendigung des Völkermordes an europäischen Muslimen zuzustimmen. So mussten die Einwohner der europäischen Olympiastadt Sarajevo vier Jahre lang tägliche Bombardements ertragen. Zehntausende weibliche Gefangene durchlitten in serbischen Vergewaltigungslagern unerträgliche Misshandlungen. Die serbischen Konzentrations- und Internierungslager mit mehr als 200‘000 Insassen wurden nicht gewaltsam geöffnet. Die Deportation von über 8000 muslimischen Männern aus Srebrenica fand unter den Augen der internationalen Gemeinschaft statt. Völkermord ist der Rechtsbegriff für das schlimmste denkbare Verbrechen – Handlungen mit dem Ziel, ein Volk, eine Ethnie oder auch eine Glaubensgemeinschaft zu vernichten – wie in diesem Fall die bosnisch-islamische Gemeinschaft. Das darf nicht vergessen werden. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Der Bosnienkrieg ist das moralische Grab Europas der Nachkriegszeit. Und noch heute steht die internationale Staatengemeinschaft in einer Bringschuld: In vielen Ländern dieser Welt sitzen Millionen Eltern, Geschwister, Ehepartner und Kinder, die sich an den Augenblick des Abschieds erinnern und darauf warten, dass die Vermissten zurückkommen. Nicht wenige werden warten bis an das Ende ihrer Tage.

Der IZRS bedauert, dass Mladić über 15 Jahre lang untertauchen konnte und unbehelligt blieb. Wo er lebte, wusste in ganz Serbien angeblich niemand. Und das ist merkwürdig in einem Zeitalter, wo es möglich ist, Gesuchte aller Couleur weltweit aufzuspüren und zu verhaften. Ob es nun Einsicht ist oder eher die Hoffnung auf ein ziemlich unanständiges Tauschgeschäft – der mit internationalem Haftbefehl Gesuchte Mladić gegen die EU-Eintrittskarte – darüber werden wir wohl nicht so bald eine ehrliche Antwort bekommen.

«Mögen die Tränen der Mütter zu Gebeten werden, dass Srebrenica sich nirgendwo wiederholt», steht auf einem Gedenkstein bei Srebrenica. Der IZRS spricht den bosnischen Brüdern und Schwestern in ihrer Heimat und in der europäischen Diaspora viel Kraft zu in diesen Tagen, wo das Geschehene nochmals durch die ganzen Medien präsent wird. Der IZRS betet mit den Angehörigen der Opfer, dass sich Srebrenica nie wiederholt.

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Veröffentlicht am: 27. Mai 2011
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