Bern, 13.05.2010

(qi) Jüdische Schulen gibt es in der Schweiz schon lange. Die Primarschule „NOAM“ in Zürich ist ein Beispiel für das Funktionieren solcher gemeinschaftlich organisierten Schulen. Simon Christen von Schweiz Aktuell  besuchte „NOAM“ und sprach mit dem Schuldirektor, Rabbiner Michael Goldberger, über dessen Meinung zu den jüngst vom Islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS) in die Diskussion eingebrachten islamischen Schulen.

Goldberger betonte, dass es jüdische Schulen unbedingt brauche, um den Kindern Identität zu vermitteln, die dann ihrerseits zu einem positiven Selbstbewusstsein anleite:  «Nachher, als selbstbewusste Juden, können sie anderen begegnen und ihren Teil zum Gedeihen dieses Landes beitragen.»

In diesem Sinne kann der Rabbiner nachvollziehen, dass auch unter Muslimen der Ruf nach eigenen Schulen lauter wird. Er könne dies gar unterstützen und sieht darin eine Chance für die Schweiz. Bedingung sei, dass man sich an die kantonalen Lehrplanvorgaben halte: «Ich bin überzeugt, dass wir in der Schweiz eine pluralistische Gesellschaft herstellen müssen. Eine pluralistische Gesellschaft lebt von lauter Menschen mit einer eigenen Identität. Ein Regenbogen besteht aus verschiedenen Farben. Diese Farben werden nicht miteinander gemischt. Das gäbe ein ziemlich hässliches Braun. Es müssen strahlende Farben sein: Einer verleiht dem anderen Glanz. Das heisst: Die Voraussetzung für Pluralismus ist eigentlich Partikularismus. Das heisst: Am Anfang eigene Schulen – und sich später mit anderen verbinden.»

Auch Herbert Winter, Präsident des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes (SIG), schloss sich auf Anfrage von Schweiz Aktuell dieser Haltung an: «Wir haben kein Problem, wenn Muslime, gleich wie Kirchen und andere Religionsgemeinschaften, eigene Schulen betreiben. Diese müssen selbstverständlich die staatlichen Vorschriften erfüllen, welche für alle Schulen gelten.»

IZRS Präsident erfreut über jüdisches Bekenntnis zum Pluralismus

Nicolas Blancho, Präsident des IZRS, war heute Abend auf Anfrage positiv beeindruckt von der Stellungnahme des Rabbiners Goldberger. Er begrüsste das jüdische Bekenntnis zum Pluralismus und unterstrich, dass auch der Islamische Zentralrat sich stets zu diesem für unser Land so kardinalen Wert bekannt habe.

Bei dieser Gelegenheit wolle er noch einmal betonen, dass der Zentralrat tatsächlich gar nie islamische Schulen in dem Sinne „gefordert“ hätte, dass der Staat jene finanzieren müsste, sondern stets in Anlehnung an das jüdische oder katholische Modell darauf hin arbeite, in Zukunft Schulen aus eigener Kraft etablieren zu können. Ausserdem sei es selbstverständlich, dass sich auch islamische Schulen an die kantonalen Lehrplan-Vorgaben zu halten hätten.

Quelle: SF Tagsschau Online, Rabbi würde islamische Schulen unterstützen, 13.05.2010.

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