01f69c1f9473a51d2a7c462a87724eec_LIn der vorliegenden Fatwa erklärt Sheikh Yusuf al Qaradawi eindrücklich, weshalb der Konsum von Alkohol im Islam verboten ist.

Das arabische Wort «khamr» bedeutet jedes alkoholische Getränk, welches einen Rausch auslöst. Es ist deutlich, dass der Konsum von Alkohol viele schädliche Auswirkungen auf eine Person hat. So beinträchtig er seine Sinne, seine Gesundheit, seine Religion und seine Arbeit; ganz zu schweigen von den Katastrophen, wenn eine Person, durch den Alkohol getrieben, seine Bedürfnisse und Pflichten als Familienoberhaupt seiner Frau und seinen Kindern gegenüber vernachlässigt. Ausserdem gibt es so viele geistige, materielle und moralische Übel, welche sich aufgrund des weitverbreiteten Alkoholkonsums in Gesellschaften verbreiten.

Ein Forscher auf diesem Gebiet hat richtigerweise festgehalten: «Die Menschheit hat kein grösseres Unglück erlitten, als den Konsum von Alkohol. Wenn in einer Statistik die Zahl von Patienten festgehalten würde, welche wegen dem Alkohol an psychischen Störungen leiden, Delirium tremens, Nervenzusammenbrüchen oder Erkrankungen des Verdauungstraktes und dazu die Selbstmorde, Morde, Insolvenzen oder die zerrütteten Familien hinzuzählt, welche im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum stehen, dann wäre die Zahl solcher Fälle so erschütternd, dass all die Ermahnungen und Predigten gegen das Trinken als zu gering erschienen.»

In der vorislamischen Zeit liebten die Araber den Wein und Alkohl im Allgemeinen. Die Liebe zum Wein wiederspiegelt sich in ihrer Sprache, in der es fast hundert Bezeichnungen dafür gibt und in ihren Gedichten, die den Wein, das Saufgelage usw. preisen. Um dieses, die Gesellschaft durchdringendeTeufelswerk, schrittweise auszulöschen, hat Allah, der Allmächtige, eine weise Methode gewählt. Zuerst hat er verkündet, dass das Trinken von Alkohol mehr schadet als nützt. Dann hat er die Menschen angewiesen, nicht unter der Wirkung von Alkohol zu beten und zum Schluss sandte er Surat al Ma’ida, in der er deutlich festhält, dass der Konsum von Alkohol unter allen Umständen entschieden verboten sei.

«O ihr, die ihr glaubt! Berauschendes, Glücksspiel, Opfersteine und Lospfeile sind ein Greuel, das Werk Satans. So meidet sie, auf daß ihr erfolgreich seid; (90) Satan will durch das Berauschende und das Losspiel nur Feindschaft und Haß zwischen euch auslösen, um euch vom Gedenken an Allah und vom Gebet abzuhalten. Werdet ihr euch denn abhalten lassen? (91)» Surat al-Ma’ida: 90-91

In diesen zwei Versen erklärt Allah den Wein und das Glücksspiel für verboten und stellt sie in Verbindung mit dem Anbeten von Statuen und Hellseherei. Er erklärt sie für „rijs“ (abscheulich oder schmutzig) und in der quranischen Deutung steht der Ausdruck für unanständig und teuflisch. Zudem bezeichnet Er sie als das Werk Shaytans und befiehlt den Gläubigen, darauf zu verzichten, da dies der einzige Weg ist, der zum Erfolg führt.

Darauf erwähnt Allah der Allmächtige die schädlichen Auswirkungen vom Alkohol und Glücksspiel auf die Gesellschaft, wie das Zerbrechen von Beziehungen und den daraus entstehenden Hass neben dem Schaden, welcher jede Menschenseele nimmt, wenn er seine religiösen Verpflichtungen wie das Gebet und Dhikr (sich an Allah zu erinnern), vernachlässigt.

Der Vers endet mit einer strengen Ermahnung. Und als der Prophet (sas) das erste Mal diesen Vers rezitierte, antworteten seine Zuhörer inbrünstig rufend mit: «Wir verzichten! O Herr, wir verzichten!» Die Reaktion der Muslime auf diesen Vers war deutlich. Während dieser Zeit hatten einige von ihnen halbvolle Tassen mit Wein in der Hand. Als sie hörten, dass Alkohol deutlich entschieden verboten wurde, leerten sie den verbleibenden Wein auf den Boden und zerbrachen die Tonkrüge, in welchen der Alkohol gekühlt wurde.

Viele aktuelle Regierungen überall auf der Welt sind sich einig über die zerstörerische Wirkung von Alkohol auf das Individuum, die Familie und die Gesellschaft. Einige Regierungen, wie zum Beispiel die USA, versuchten mit Gesetzen den Konsum von Alkohol zu verbieten. Jedoch ist es nur dem Islam gelungen, dieses Verbot durchzusetzen.

Die Kirche vertritt unterschiedliche Positionen zum Konsum von Alkohol im Christentum. Einige argumentieren damit, dass in biblischen Texten festgehalten ist, dass das Trinken von kleinen Mengen erlaubt sei, da es gut für die Verdauung sei. (Timothy 05,23).

Aber auch wenn die Behauptung wahr wäre, dass kleine Mengen von Alkohol gut für die Verdauung seien, müssten diese verboten werden. Denn aus kleinen Schlücken, wird ein Glas voll und aus einem Glas werden mehrere Gläser bis man von der Sucht gefangen ist. Daher verbietet der Islam den Konsum von Alkohol strikt, unabhängig von der Menge oder den Umständen.

Von Sheikh Yusuf Al-Qaradawi, Al Azhar (Ägypten), 1997.

Loading

Aktuellste Artikel