Kommuniqué 14022010-0010

Bern, 14.02.2010 / 30. Safar 1431

(qi) Rund 700 Besucherinnen und Besucher, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, fanden heute zwischen 11.00-17.00 Uhr den Weg ins Zürcher Volkshaus. Das Symposium, „Die Schweiz nach dem Minarettverbot – Wohin steuert die Islamdebatte“, verlief bis auf den Ausfall der Kurzreportage „Hijabverbot – Endstation Kultusfreiheit“, planmässig. Präsident Nicolas Blancho forderte in seiner Eröffnungsansprache, den normativen Islam genauso wie das Christentum nicht für gesellschaftliche Anomien verantwortlich zu machen. Der Altstetter Imam, Muhammad Hakimi, setzte sich mit dem von den Medien immer wieder aufgegriffenen Topos „Schlagen der Frau“ auseinander. Er erklärte den Vers 4,34 in seiner theologischen Essenz und führte den Nachweis, dass mit „schlagen“ nicht züchtigen gemeint sein kann. Qaasim Illi zeigte, wie sich eine moderne Version der Mission Civilisatrice im aktuellen Islamdiskurs manifestiert und verglich die zunehmende Islamophobie mit den antisemitischen Auswüchsen Ende des 19. und Anfang 20. Jh. Er warnte davor, die Gefahr einer systematischen Hetze gegen den Islam zu vernachlässigen. Feinde des demokratischen Systems seien letztlich die Hauptprofiteure. Muhammad Gibril Zwicker, referierte über seine Erfahrung als Konvertit. Demnach habe das gesellschaftliche Umfeld seinen Religionswechsel derart negativ aufgefasst, dass er heute quasi zu einem Fremden in der Heimat geworden sei. Melanie Muhaxheri widmete ihren Vortrag frauenrechtlichen Fragen aus der innerislamischen, normativen Perspektive. Frauen sollten demnach ihre islamischen Rechte auch gegenüber dem Ehemann einfordern.

Allen Besucherinnen und Besuchern standen zirkulierende Mikrofone zur Verfügung, um sich an den jeweils den Referaten folgenden Diskussionen zu beteiligen. Diese wurden rege genutzt. Dabei wurde auch Selbstkritik geübt. Ein muslimischer Besucher monierte, dass die Veranstaltung simultan in Arabisch und Deutsch abgehalten werde. Es wäre effizienter, so der Besucher, würden sich alle auf Deutsch ausdrücken. An seine arabischen Brüder richtete er den Appell, die Landessprache zu erlernen und bei der nächsten Veranstaltung in Deutsch zu kommunizieren. Eine junge Schwester erzählte, dass sie in der Schule wegen ihres Kopftuchs von Rechtsradikalen bedrängt werde. Eine ägyptische Politologin, die zurzeit Feldforschung in der Schweiz betreibt, fragte sich, wie verzerrte Bilder ganz allgemein wieder versachlicht werden können.

Der Präsident schloss die Veranstaltung kurz nach 17.00 Uhr mit einem Fazit. Während die Muslime aufgeordert werden, sich aktiv an der Debatte zu beteiligen, sich auf Ebene der Basis zu organisieren, forderte er die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft auf, mit dem Islam leben zu lernen.

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Veröffentlicht am: 15. Februar 2010
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