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Eine Debatte gefällig? Wenn Journalisten richten, statt berichten
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14.09.2010

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Eine Debatte gefällig? Wenn Journalisten richten, statt berichten

Von Abdel Azziz Qaasim Illi

Bern, 14.09.2010

Journalisten reagieren sauer auf Kritik an ihrer Arbeit. Das ist hinlänglich bekannt. Noch schlechter ertragen sie den Vorwurf, sie würden künstlich Debatten an den Haaren herbeiziehen – insbesondere dann, wenn die Dichte an Tagesthemen zurückgeht. Schliesslich seien sie die Träger des öffentlichen Diskurses und damit mitunter verantwortlich für die demokratische Willensbildung.

Wie weit dieses Selbstverständnis einiger Schreibenden reicht, fördert die Rubrik Islam und insbesondere die nicht enden wollenden Diskussionen um den Hijab immer wieder exemplarisch zutage. Während Sarah Nowotny nüchtern über eines der hoffentlich letzten sinnlosen Manöver Erich Hess‘  (SVP) im Berner Grossen Rat berichtet, knüpft sich Kollege Reto Wissman den Schulkommissionspräsident von Bern-Bethlehem in einer Art und Weise vor, die das laufend reklamierte Neutralitätsprinzip seiner Zunft wohl eher in Frage stellt, als bestätigt.

Wie wenig es Wissmann um ein real existierendes Problem geht, zeigt der wirre Interview-Verlauf. Schon zu Beginn ist klar, dem Schulkommissionspräsidenten Cuttag sind in seiner bisherigen Amtszeit keine Probleme mit islamischen Kopftüchern zu Ohren gekommen. Damit meint er nicht etwa wie die St. Galler Beamten, dass es keine Kopftuchträgerinnen gäbe. Nein, er meint, dass das Tragen des Kopftuchs bisher keine Probleme verursacht habe. Doch der Bundreporter Wissmann lässt nicht locker. Ihm ist die Haltung des pragmatisch wirkenden Schulkommissionspräsidenten einfach zu liberal. Schliesslich «gilt das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung der Frau» und wer eine solche Haltung an den Tag lege, der «setze sich dem Vorwurf aus, diese zu unterstützen».

Reto Wissmann wird diese Kritik kaum ernst nehmen. Zu sicher ist er sich seiner Sache. Das Kopftuch «gilt» ja schliesslich als Unterdrückungssymbol und die Aufgabe der Schule sei nun diese Unterdrückung zu bekämpfen. Seine Meinung in Ehren. Ob er damit dem demokratischen Willensbildungsprozess einen Gefallen tut, ist äusserst fraglich.

Betrifft Interview: «Wir brauchen kein Kopftuchverbot», in: Der Bund online, 14.09.2010


SCHLÜSSELWÖRTER

Erich Hess Kopftuchverbot Neutralität Reto Wissmann

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