Bern, 17.10.2011

Von Abdel Azziz Qaasim Illi

THS_IKEA-HIJAB_03 THS_IKEA-HIJAB_02Der Vorstand hat an einer regulären Sitzung die Entfernung des Migros-Logos aus dem Kurzfilm «Das Koptfuchmädchen» beschlossen. Dies nachdem die Migros Genossenschaft dies ausdrücklich gewünscht hatte und weil es dem Zentralrat bei der Produktion des Kurzfilms gar nie darum ging, die Migros in den Vordergrund der Kritik zu rücken. Zentralmotiv ist vielmehr die aktuelle Situation muslimischer Frauen in der Schweizer Gesellschaft.

Freilich hat auch die Migros mittlerweile öffentlich eingestanden, dass es namentlich in Genf zu einem Konflikt in Sachen Hijab gekommen war. Darüber hinaus liegen dem Islamischen Zentralrat zurzeit vier weitere Fälle vor, die jedoch wie auch sonst üblich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und im Rahmen von direkten Gesprächen mit und zwischen den Verantwortlichen verhandelt werden.

Islamophobie ist ein Problem der Gesellschaft

Der Fall zeigt deutlich auf, weshalb die Sensibilisierung im Rahmen des Tags gegen Islamophobie und Rassismus dringend nötig ist. Es macht keinen Sinn, einen einzelnen Arbeitgeber der Diskriminierung anzuklagen, wenn das dahinterliegende Phänomen aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Der Fall Migros verdeutlicht, dass das Kopftuchverbot für muslimische Verkäuferinnen keiner abstrusen Doktrin innerhalb der Geschäftsleitung entspringt, sondern dass es ursächlich mit gehäuften Kundenklagen zusammenhängt. So sieht sich die Migros auch als Opfer. Sie ordne sich in ihrer primär auf das Unternehmenswohl bedachten Handlungsweise lediglich dem öffentlichen Diskurs über Islam unter.

Doch damit ist das Problem nicht gelöst. Kopftücher werden genausowenig wieder aus der Schweiz verschwinden, wie die Pizza oder der Kebab. Sie sind Teil einer hier angekommenen und sich hier entwickelnden Religion. Verbote und Ausgrenzungen schaffen Leid, anstatt das Problem an der Wurzel zu behandeln. Mutige Entscheide auf Seiten innovativer und grosser Unternehmen sind gefragt. Schliesslich hat die Wirtschaft kaum ein Interesse an normativen Ausgrenzungsdebatten. Vielleicht kann sie anpacken, wo die Politik ganz offensichtlich kläglich versagt.

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